Teil 11 Stilrichtung

Die Möbelkunst hat eine uralte Geschichte. Die Möbel, die früher aus Holz oder aus Stein angefertigt wurden, haben eine Evolution hinter sich. „Zu keiner Zeit waren Möbel ausschließlich zweckbestimmte Gegenstände“ [Linley, 2009, S. 83], ihre Repräsentation war genauso bedeutungsvoll. Es entstanden in verschiedenen Ländern unterschiedliche Möbelstile, es gab sogar Unterschiede im gleichen Land durch verschiedene Kunsttischler oder Designer. Diese Erneuerungen „griffen von einem Land auf das andere über, oft von Osten nach Westen,manchmal als Folge militärischer Eroberungen oder des Ortswechsels der Handwerker von einer Stadt in die andere“ [Linley, 2009, S. 83].

 

Sagrada Familia by Gaudi, hochgeladen von Ela Brun, 2009, Fotopedia.
Sagrada Familia by Gaudi, hochgeladen von Ela Brun, 2009, Fotopedia.

 

Als nächstes wird eine zeitliche Einordnung der Möbelstile jeweils mit ihren Merkmalen aufgelistet:

 

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Mittelalter – Romanik

Das Mobiliar war fest mit dem Haus verbunden, Möbel wurden als Nischenmöbel in die Wände eingebaut. Es existierten nur wenige bewegliche Gegenstände wie Sitzmöbel, Truhen, Tische und selten auch Schränke, die sehr schwer und groß waren. Als Material wurden verschiedene Holzarten wie Eiche, Nussbaum und Tanne verarbeitet und mit einfachen Werkzeugen Möbel hergestellt. Die Oberflächen bekamen einfache Ziermotive und wurden selten behandelt, nur manchmal wurden sie in Firnis getränkt und manchmal auch bemalt [vgl. Dolz, 1997, S. 5ff. & Rettelbusch, 2000].

 

Mittelalter – Gotik

Die Möbel unterschieden sich nicht viel von der romanischen Stilepoche. Durch Erfindung der Sägemühle wurden sie im Verlauf des gotischen Mittelalters immer leichter und dünner. Aus Truhen wurden halbhohe Schränke, die je nach Größe ein bis zwei Türen bekamen und Schnitzereien an den Vorderseiten hatten. Die Motive waren immer noch die typischen romanischen Motive [vgl. Dolz, 1997, S. 5ff. & Rettelbusch, 2000].

 

Renaissance

Renaissance bedeutet so viel wie die Wiedergeburt der Antike, in Italien. „Der Mensch wurde Maß aller Dinge, der `goldene Schnitt´ Inbegriff für Harmonie“ [Dolz, 1997, S. 57]. Es existierten alle Arten von Gebrauchsmöbeln, aber das am meisten verbreitete Möbelstück war die Truhe. Sie war mit Goldauflagen und aufgemalten Verzierungen geschmückt. Wegen den Schnitzereien wurde anstelle von Eiche vermehrt Nussbaum bevorzugt, da die Kurzfaserigkeit ideal zum Schnitzen war. Viele Einzelheiten, die harmonisch das Gesamtbild schmückten, waren charakteristische Eigenschaften der Renaissance [vgl. Dolz, 1997, S. 5ff. & Rettelbusch, 2000].

 

Barock

Die Oberflächen waren poliert und mit Lack versehen, dies ermöglichte ein Spiel von Licht und Schatten. Es wurden alle Arten von Materialien wie Elfenbein, Halbedelsteine und Metall kombiniert. Typische Merkmale der Möbel waren geschwungene Linien und gebauchte Flächen. Stühle waren mit Stoffen wie Seide und Samt bezogen. Außerdem ersetzten spiralförmigen Säulen die rechteckigen Säulen [vgl. Dolz, 1997, S. 5ff. & Rettelbusch, 2000].

 

Rokoko

Es existierten alle Arten von Gebrauchs- und Behältnismöbeln, die wichtigsten unter ihnen waren Kommoden und Repräsentationsschränke. Es wurden sehr teure Hölzer wie Rosenholz oder Ebenholz verwendet. Möbel hatten geschwungene Formen und viele Verzierungen, die Symmetrie des Barock wurde aufgelöst, alles wurde feiner und zierlicher. Es wurden auch gepolsterte Sofas hergestellt. Alle Sitzmöbel hatten geschweifte Füße [vgl. Dolz, 1997, S. 5ff.& Rettelbusch, 2000].

 

Klassizismus

Nach den geschwungenen Formen und Verzierungen des Rokoko wurde wieder zu klassischen Formen der Antike wie Kreise, Ovale und Rechtecken zurückgekehrt. Die Möbel waren einfacher und zweckmäßiger. Sie wurden oft aus Mahagoni hergestellt und teilweise auch vergoldet [vgl. Dolz, 1997, S. 5ff. & Rettelbusch, 2000].

 

Empire

Empire ist der Stil der Zeit Napoleons. Er entstand in Frankreich und breitete sich über ganz Europa aus. Die Wände waren mit Stoffen verkleidet. Die Möbelformen waren geradliniger und strenger. Materialien waren Bronzeblech, alle Arten von Messingformen und Marmor. Ein beliebtes Möbelstück dieser Zeit war der aufklappbare Sekretär (eine Art Schreibtisch) [vgl. Dolz, 1997, S. 5ff. & Rettelbusch, 2000].

 

Biedermeier

Das Biedermeier war ein Möbelstil des Bürgertums und entwickelte sich nach den unruhigen Zeiten der napoleonischen Kriege. Biedermeiermöbel waren funktionell, schlicht und harmonisch. Sie dienten nicht mehr in erster Linie zu repräsentativen Zwecken, waren gemütlich, hatten klare Formen mit wenigen Zierelementen. Die Räume waren mit Tapeten beklebt. Hauptmöbel waren Sofas, mit ihren gebogenen Armlehnen und einem runden Tisch davor [vgl. Gollub].

 

Historismus

Historismus ist die Zeit der Industrialisierung. Die Möbel hatten verschiedene Verzierungen vorhergehender Epochen. Wegen der finanziellen Lage wurden Möbel oft aus Nadelholz angefertigt und mit Lasurtechniken als optisch wertvolle Hölzer nachgeahmt [vgl. Dolz, 1997, S. 5ff. & Rettelbusch, 2000].

 

Art Nouveau – Jugendstil

Durch die Industrialisierung verlor das Handwerk seine Stellung. Möbel wurden billig und massenhaft produziert. Jugendstil eignete sich nicht für eine Massenproduktion. Ziel war es, die durch die Industrialisierung gefährdete Natur in den Alltag zurückzubringen. Die Möbel wurden aus edlem und teurem Material angefertigt und hatten oft geschwungene Formen, Wellen, Pflanzen- und Symbolmotive [vgl. Dolz, 1997, S. 5ff. & Rettelbusch, 2000].

 

Art Deco

Art Deco war der Nachfolger des Jugendstils und ist ein Stil der zwanziger und dreißiger Jahre. Die Möbel waren aus edlem Holz und kostbaren Materialien. Außerdem orientierten sie sich an der Massenproduktion [vgl. Dolz, 1997, S. 5ff. & Rettelbusch, 2000]. Heutzutage sind Menschen unabhängig voneinander und können ihre eigenen Räume, je nach Geschmack, mit unterschiedlichen Möbeln einrichten. Jeder Mensch ist individuell, hat seine eigenen Vorstellungen und entscheidet selbst, wie er seine Wohnung einrichten möchte. Er kann die ganze Wohnung einheitlich einrichten oder auch verschiedene Einrichtungsstile vermischen. Der Bewohner kann den ihm am meisten zusagenden Einrichtungsstil auswählen und seine Wohnung dementsprechend ausstatten. Als nächstes werden einige Einrichtungsstile erläutert und die zugehörigen Eigenschaften tabellarisch zusammengefasst.

 

Einrichtungsstile

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Modern

Beim modernen Einrichtungsstil werden vor allem elegante und hochwertige Möbel zum Einsatz gebracht. Dieser Einrichtungsstil ist eher schlicht und hat klare Linien und Formen. Polstermöbel aus Leder oder aus hochwertigen Stoffen werden mit hochglänzenden Schränken und Kommoden kombiniert. Auch kontrastreiche Farben wie schwarz und weiß finden eine Anwendung. Daneben können andere Farben Objekte bzw. Wände in den Vordergrund bringen. Als Material kommt Stahl in all seine Variationen vor und darf auf keinen Fall fehlen, auch wenn er nur als Fußelement des Möbels auftritt. Ein weiteres Material ist Kunststoff. Möbel mit Holzoptik kommen sehr selten vor. Accessoires sollen mit Silber- oder Stahloptik versehen sein. Bei den Accessoires spielt die Schlichtheit und die sparsame Umgebung eine große Rolle [vgl. dekorieren.net].

 

Klassisch

Beim klassischen Einrichtungsstil sind alle Möbel ideal aufeinander abgestimmt. Dunkle Holzböden in Verbindung mit zarten und hellen Wänden ist ein weiteres Merkmal dieses Einrichtungsstils. Darüberhinaus werden bequeme Möbel mit hellen Bezugstoffen, die aus Kirsch oder Mahagoniholz sind, in der Wohnung platziert. Angesagt sind auch dezente Blumenmuster, die sich auf Kissen, Gardinen oder anderen Bereichen wiederfinden [vgl. dekorieren.net].

 

Orientalisch

Der orientalische Einrichtungsstil ist für seine farbenfrohe Art bekannt. Überall sind bunte Stoffe, farbige Kissen, verzierte Vasen, Mosaiken, Accessoires aus Gold, Silber oder Kupfer zu sehen. Warme Farben wie Orange oder Rot dominieren. Es ist aber auch möglich, Ockerton oder Gelb als Basis zu nehmen und darauf aufzubauen. Weitere unverzichtbare Elemente sind Teppiche, Sitzlandschaften, Stoffe wie Baumwolle und Seide, Möbel aus Holz und verspielte Wände. Pflanzen wie Kakteen oder Tulpen ergänzen das Ambiente [vgl. einrichten-wohnzimmer.de].

 

Maritim & mediterran

Dominierende Farben des maritimen Einrichtungsstils sind Weiß, Blau und Rot. Trotzdem können andere Farben wie Grün, Gold oder Gelb eingesetzt werden. Eine weitere Alternative ist, die dominierenden Farben mit Pastelltönen zu kombinieren. Alles, was ans Meer erinnert, kommt zum Einsatz. Das können Muscheln, Boote, Netze, Steine, kleine Leuchttürme oder Kerzen in sandgefüllten Glasschalen sein. Hauptmaterial der Möbel ist Holz, dabei spielt es keine Rolle, ob es lackiert ist oder eine raue Oberflächen hat [vgl. wohnzimmer.org]. Mit Hilfe des mediterranen Einrichtungsstils wird versucht, das Ambiente südlicher Länder nachzuempfinden. Bevorzugte Holzarten bei diesem Einrichtungsstil sind Olivenbaumholz, Pinien- und Walnussholz.

Als Bodenbelag werden entweder dunkle Holzbodenbeläge oder Bodenfliesen gewählt. Dominierende Farben sind Erdfarben sowie Sonnen- und Gewürzfarben. Wände können entweder in typischen Erdfarben oder in einer weißen Farbe gehalten werden. Oft werden Möbel mit Rattangestell bevorzugt, das können Stühle, Sofas oder auch andere Möbelarten sein, eine andere Alternative sind Holzmöbel. Als Accessoires sind Flechtkörbe, Blumentöpfe aus Terrakotta gut geeignet. Passend sind auch Pflanzen wie Olivenbäume, Zitronen- oder Orangenbäume und Palmen [vgl. dekorieren.net].

 

Exklusiv

Beim exklusiven Einrichtungsstil kommen hauptsächlich Designer-Möbel oder auch antike Möbelstücke zum Einsatz. Nicht der ganze Raum muss mit verschiedenen Designer-Möbeln ausgestattet werden, es ist völlig ausreichend, wenn nur einzelne Stücke im Raum platziert werden. Diese Möbel werden mit hochwertigen Bodenbelägen kombiniert. Glanz spielt eine große Rolle, außerdem dürfen Materialien wie Metall, Glas, Spiegel und Leder nicht fehlen. Gemälde runden diesen Stil perfekt ab und sind sehr edle Eyecatcher [vgl. coolhomes.de & wohnzimmer.org].

 

Kolonial

Der koloniale Einrichtungsstil ist auch als afrikanischer Einrichtungsstil bekannt und wird durch Afrika, Südamerika und Indien beeinflusst. Charakteristisch sind sehr dunkle und edle Holzmöbel. Da die Möbel sehr dunkel sind, wird mit hellen Accessoires ein Gleichgewicht erreicht. Es können typische Accessoires aus den genannten Ländern wie Palmen, Orchideen und Holzfiguren eingesetzt werden [vgl. dekorieren.net].

Es existieren darüberhinaus noch zahlreiche weitere Einrichtungsstile wie asiatischer, skandinavischer, Retro, Vintage Chic oder antiker Einrichtungsstil.

 

 

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