Produktbilder übernehmen im Online-Verkauf die wichtige Rolle des visuellen Musters und transportieren das Produkt-Wertversprechen. Interessanterweise hat sich ein bestimmter Look der Produktbilder herauskristallisiert, der in 95% aller Shops wieder-entdeckbar ist. In diesem Beitrag zeigen wir, wie der Look zu Stande kommt und welche Möglichkeiten es gibt das Freistellen in der Produktbildproduktion zu erleichtern.

Produktdarstellung in Online-Shops

Der Verkauf von Produkten im Distanzhandel erschwert die Prüfung des Produktes vor dem Kauf durch den Kunden. Wegen der fehlenden Prüfmöglichkeit gibt es zwar die 14-tägige grundlose Rückgabefrist, aber der Betreiber des Online-Shops wird alles daran setzen, dass seine Produkte so gut wie möglich einschätzbar sind. Den größten Bestandteil darin haben Produktbilder. Diese vermitteln ca. 40%-80% der Produktinformation und entscheiden damit sehr stark über Kauf- oder Nichtkauf. Produktbilder in Onlineshops haben dadurch besonders hohe Anforderungen die Produkte möglichst echt und unverfälscht (aber durchaus um Aufnahmefehler korrigiert) wiederzugeben. Oft wird mit neutralem Licht und weißer Hintergrund aufgenommen, damit

  • das Produkt von der besten Seite gezeigt wird (es sollte „lecker“ aussehen)
  • das Produkt im Mittelpunkt steht und der Hintergrund nicht vom Produkt ablenkt
  • keine Verfälschung der Farben auftritt
  • das Material realistisch dargestellt wird, um Reklamationen vorzubeugen
  • das Produktbild möglichst vielfältig wiederverwendbar ist.

Eine extrem große Rolle spielt das Licht bei der Produktfotografie. Dieses sollte so eingestellt sein, dass

  • das Licht von mehreren großen Lichtquellen mit Diffusoren erzeugt wird für eine gleichmäßige Ausleuchtung des Produkts
  • damit kein Kernschatten auftritt und eventuell wichtige Produktdetails unsichtbar im Schatten liegen.

Durch die Wahl der Beleuchtungsrichtung können auch unterschiedliche Anmutungen erreicht werden, wie die folgende Gif-Folge zeigt:

Die realistische Darstellung des Materials muss durch die Lichtsetzung unterstützt werden. Im Folgenden Bild wurde links nur Unterbodenlicht genutzt, das Material wirkt metallisch und glatt, wohingegen rechts das Licht von oben und vorn die Lok erhellt und die Wirkung von Kunststoff erzielt wird.

 

Optisches Weiß-Freistellen

Um den rein-weißen Hintergrund bei Produktfotografie zu erzeugen wird in vielen Fällen ein Foto aufgenommen und der Hintergrund mit dem „Zauberstab“ entfernt. Dieser über den manuellen Schritt der Bildbearbeitung erzeugten weißen Hintergrund ist besonders bei semitransparenten Produkten oder Produkten mit „Löchern“ eine sehr mühevolle Aufgabe. Besonders knifflig und nahezu unmöglich wird die Freistellung, sobald noch Tiefenschärfe fehlt und das Produkt mit dem Hintergrund untrennbar verschwimmt (siehe Bild A unten oben links).

Eine einfache Lösung, welche die Arbeit des digitalen Freistellens ersetzt ist die Fotografie am Lichttisch. Durch das Zuschaltbare Unterbodenlicht wird bei geöffneter Blende (Belichtungsmodus +3 Blenden) der Hintergrund komplett in ein Reinweiß ausbrechen und fertig ist der blütenreine weiße Hintergrund.

Transparenz-Freistellen

Andere Einsatzmöglichkeiten für Produktbilder (z.B. im Compositing, für Kollagen oder 3D-Produktkonfiguratoren) benötigen nicht weiße Hintergründe, sondern komplett transparente Hintergründe (Transparenz-Freistellung). Auch hier kann der Lichttisch helfen, indem zwei Bilder mit unterschiedlicher Beleuchtung verrechnet werden. Wichtig hierfür: Kameraposition- und Winkel, sowie die Produktplatzierung muss bei beiden Aufnahmen exakt gleich sein, was nur mit einem Stativ gelingt. Durch die Aufnahme mittels Unterbodenlicht wird eine Freistellmaske optisch aufgenommen und kann in der digitalen Nachbearbeitung als Transparenzmaske verwendet werden.

 

Lichtbild mit voll besetzter Beleuchtung
aufgenommenes „Schattenbild“ mit Untergrundlicht und hoher Blendenzahl (kleine Blendenöffnung)
aus dem Schattenbild berechnete Maske (weiß=opaque, schwarz=voll transparent, grau=semitransparent)
pink markiert transparente Bildbereiche

Das freigestellte Compositing aus Licht- und Schattenbild kann nun mit anderen Bildern kombiniert werden. Die Hintergrundbereiche sind ohne nachträgliches manuelles „Putzen“ in der Bildbearbeitung sauber freigestellt wurden mit Hilfe der oben beschriebenen Licht-Schatten-Technik.

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