User Team “VRBrave” gewann den {Life Science} meets IT Hackathon 2019 in der Kategorie “best patient centric solution”. Beim finalen Pitch konnten wir einen perfekten Lauf unseres VR-basierten Ansatzes zur Behandlung von Klaustrophobie hinlegen, was aber nur möglich war dank vieler genialer Mentor/innen die uns in den 3 Tagen wegweisend beraten haben.

Der {Life Science} meets IT Hackathon wurde 2019 in Mannheim ausgetragen. Nachdem ich letztes Jahr bereits als Mentor für 3D-Druck dabei war, bot ich dieses Jahr wieder an, den Service Prototypen zu modellieren und in 3D auszudrucken.

Dieses Jahr hatte ich außerdem vor mit Dennis Becker (Ex- CEO Unreadable Entertainment) eine VR-Challenge zu stellen. Challenges sind im Sprachgebrauch des Hackathon Aufgaben, die von Sponsoren, Mentoren oder auch Teilnehmern gestellt werden und in drei Tagen von den Teams bearbeitet werden, so dass ein nachvollziehbares Business-Modell und ausprobierbares Programm oder Device von der Jury letztendlich bewertet werden kann.

Dennis schlug im Vorfeld vor, ein Therapie-Spiel in VR zu erfinden, welches die Behandlung von Phobien (Angst vor Spinnen, hohen Gebäuden, großen Menschenmassen etc.) unterstützen kann.

Tobias pitcht sein VR-Thema, Foto: Melanie Denzinger, 2019

Nach zwei Pitches von mir vor den anwesenden Teilnehmern kristallisierte sich ein Team von 4 Personen (@JannikBuhr,@jubuild, David und Felix) heraus, die der Idee sehr zugetan waren. Dennis war leider verhindert, aber Andreas und Johannes von VR-Lighthouse standen als VR-Crew dankens­werter­weise zur Verfügung und haben unserem Team mit VR-Hardware und Unreal-KnowHow ausgeholfen.

 

Nachdem das Team vollständig war, haben wir uns einen der tollen Meetingräume im Mafinex geangelt und als unser Hauptquartier ausgerufen. Nach der Vorstellungsrunde musste allerdings erstmal die Idee konkretisiert werden. Schnell erkannten wir, dass wir zwar Tech- und Business-Know-How an Board hatten, aber sich keiner von uns mit Neurorehabilitation wirklich auskannte. An solche – für Hackerthon-Teilnehmer mit Schlafentzug – existenziellen Probleme hatten die Veranstalter Startup-Mannheim, Heidelberg Startup Partners und der Mafinex-Gründerverbund aber gedacht und sage und schreibe 24 Mentoren organisiert, die uns rund um die Uhr zur Seite standen.

Meinen ganz besonderen Dank möchte ich ausrichten an (in alphabetischer Reihenfolge) Andi Geisser (Designer), Andreas Koch (VR-Lighthouse) Barbara Stegmann (Psychologin & CEO von LivingBrain, ein Startup, welches VR-Behandlungen für neurodegenerative Erkrankungen entwickelt), Collin Bennet (Professional Pitch Trainer), Prof. Erich Kasten (approbierter Verhaltenstherapeut), Johannes Juengst (VR-Lighthouse), Joscha Hofferbert (eHealth-Freelancer), Pablo-David Rojas (Biotechnologe), Norbert Wilkens (Psychologe), Sonja Wilkens (Ökonomin & Startup-Mutti der Stadt Mannheim) und Steffen Noehte (Sensor-King & CEO Yoptino).

Meine Hauptaufgabe bestand darin, die vielen Aufgaben zu strukturieren und die obigen Mentoren zu finden und in unseren Teamraum einzuladen, wo wir diese dann um Rat fragen konnten. Wirklich alle unsere Fragen konnten wir somit bis spätestens Samstag Vormittag klären. Damit blieben uns eineinhalb Tage für die Umsetzung der Idee, da die Zielrichtung von nun an feststand. Ohne diese geballte Menge an Fachwissen und Erfahrung hätten wir uns niemals aus den vielen Fallstricken und falschen Abzweigungen freikämpfen können.

Wir entschieden uns dann von der Spiel-Idee wegzugehen und ein Klaustrophobie-Therapie- unterstützendes Programm zu erstellen, da wir für letzteres das Business-Model leichter erstellen und besonders den Vertrieb besser durchplanen konnten. Für die Klaustrophobie sprach auch, dass wir durch eine Person in unserem Team direkten Zugang zu den Zwängen und Ängsten der Klaustrophobie hatten und daraufhin unser VR-Therapie-Programm zielgerichtet entwickeln konnten.

VRBrave bei der Erstellung der 3D-Szene und Sensorprogrammierung.

Als Namen für unser Team und fiktive Firma haben wir „VRBrave“ gewählt, was sich in der deutschen Übersetzung anhört wie „Wir sind mutig“. Mutig sind in erster Linie die Phobie-Patienten, die sich Ihren Ängsten stellen und zusammen mit Psychologen und Verhaltenstherapeuten  einen Weg aus der Angst suchen.

Die Zusammenarbeit hat sich angefühlt, als wären wir schon lange ein eingespieltes Team. Natürlich gab es hin und wieder hitzige Debatten, wenn wichtige Entscheidungen getroffen werden mussten. 

Schlag auf Schlag konnten wir aber alle Punkte auf unserer Liste abhaken:

  • Statistiken bzgl. Phobie-Patienten und deren Behandlung heraussuchen

  • die Zielgruppe, das Erreichen derer und die Kosten, sowie Einnahmenquellen definieren

  • den Business-Plan mit Zahlenteil bis zum Break-Even ausarbeiten

  • Wettbewerbs-Analyse durchführen (wir haben 4 Wettbewerber gefunden, die unserer Idee teilweise sehr nahe kommen)

  • einen Herzschlagsensor auftreiben und zum Auslesen der Daten den Rapsberry Pie programmieren, danke Steffen!

  • das 3D-VR-Programm in Unreal programmieren zur Verwendung als Therapieanwendung

  • Blender 3D Modelle finden und zusammenstellen für das 3D-VR-Programm

  • mit dem erstellten Prototypen Testläufe durchführen und die Software optimieren

  • Logo und Design für die Folien festlegen

  • Inhalte für unseren 4-Minuten-Pitch auswählen

  • Folien anfertigen & den Pitch trainieren

David beim Testen 

Am Nachmittag des dritten Tages stand uns das große Finale bevor. Jannik hat unseren Pitch auf den Punkt perfekt durchgepeitscht, aber die anderen 7 Teams hatten auch tolle Geschichten, hoch-optimierte Geschäftsmodelle und exzellente Geschäftsideen präsentiert (z.B. der Feinstaub-Navigator für Fahrradfahrer oder das interaktive Video zur Erklärung von Blasenentzündungen bei jungen Frauen blieben mir besonders im Gedächtnis).

Nachdem sich die Jury besprochen hatte, wurden die drei Sieger ausgelobt. Erst konnten wir es gar nicht glauben, als Thomas Prexl (Organisator & Moderator, Technolgiepark Heidelberg) den Gewinner das Hackathon bekanntgab und tatsächlich unseren Namen „VRBrave“ nannte als Gewinner der Kategorie „best patient centric solution“. In zwei weiteren Kategorien wurden Gewinner ausgelobt für „best business model“ (Team CTHT) und „best hack“ (Team GLOOT) .

Bei der Lobrede von Juror Jon Bots (Department Director at AbbVie) wurde an unserem Ansatz gelobt, dass der „Spieler“ bzw. Klaustrophobie-Patient selbst die Wände des virtuellen Therapieraumes mit Hilfe eines VR-Controllers steuern kann und so vollständig bestimmt, wir stark die Intensität bei der Konfrontation mit der Angst wird.

Unser Team VR-Brave mit Siegermedaille & Urkunde, Foto: Melanie Denzinger, 2019.

Nach der Siegerehrung und gefühlt 30 Minuten Foto-Session war Party und ein leckeres Buffet angesagt. Ich vermute, danach waren auch die anderen froh, wieder zu Haus zu sein, um das aufgelaufene Schlafdefizit anzugehen.

Ich möchte mich herzlich bei allen Mentoren, den Orgas Startup Mannheim, Heidelberg Startup Partners, Mafinex Gründerverbund e.V. , und Sponsoren Abbvie und Roche bedanken, es war für mich eine der besten Team-Erfahrungen meines Lebens!

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