Teil 5 Raumwirkung

Eine gelungene Raumgestaltung wird nicht nur durch Farben, Beläge oder Präsentationen erreicht. Die oberste Priorität hat die Nutzung des Raums. Solange die Basisgestaltung nicht passend ist, wird der Raum durch teure Möbel oder unzählige Accessoires nicht bequemer zu bewohnen sein [vgl. Hoppen, 2006, S. 32]. Deshalb ist es angebracht, zuerst auf die grundlegenden Aspekte von Raum und Funktion einzugehen.

Ein Raum wird von Wänden, Boden und Decke umschlossen. „Die Geschlossenheit eines Raumes kann durch Türen und Fenster aufgebrochen sein“ [Abercrombie, 1992, S. 39]. Betritt ein Mensch einen Raum, ist das erste, was er wahrnimmt, die Größe des Raumes. Sehr große Räume bieten zwei Besonderheiten: entweder wirken sie befreiend oder der Mensch fühlt sich im großen Raum verloren. Kleine Räume sie können belastend sein oder gemütlich wirken. Intuitiv erkennt der Mensch, welche Größen für welche Funktionen geeignet sind.

Darüberhinaus hat das Deutsche Institut für Normung Standardmaße für angemessene Raumgrößen erstellt [DIN 18011 – Maße und Zuordnungen von Räumen]. Diese Norm ist mittlerweile zurückgezogen, kann uns aber bei der Arbeit als Ausgangspunkt für die Mindestgrößen der Räume dienen [vgl. Oesterle-Schwerin, 1988, S.2].

 

innenarchitektur_raumwirkung

 

Ist der Raum zu groß oder zu klein, müssen Möglichkeiten gefunden werden, einen zu großen Raum in kleinere Bereiche aufzuteilen oder einen zu kleinen Raum angenehm zu machen. Es wird zwischen drei Raumflächen unterschieden ([raumgestaltung-innenarchitektur.de], DIN 4543-1 Flächen für die Aufstellung und Benutzung von Büromöbeln):

  1. Möbelstellflächen: Fläche, auf der Möbel platziert sind
  2. Bedienungsflächen: Fläche für die Benutzung und Bedienung der Möbel
  3. Bewegungssflächen: Fläche zwischen den Möbeln, um sich ungehindert bewegen zu können

Durch diese Unterscheidung wird verdeutlicht, dass ein Raum nicht nur ein Stellplatz für Möbel ist. Der Raum muss nebenbei genügend Fläche für eine ungehinderte Bewegung, sowie eine Fläche für die funktionsgerechte Bedienung der Möbel bereitstellen. Die Größe eines Raumes hat also auch Einfluss auf die Funktion des Raumes. Ausschlaggebend ist, welche Funktionen ein Raum erfüllen muss, d.h. zuerst muss entschieden werden, wie der verfügbare Raum genutzt werden soll, denn nur durch die Bestimmung der Raumfunktion ist es möglich, weitere Entscheidungen über Beleuchtung, Möbel oder Bodenbeläge zu treffen. Wie vorhin erwähnt, geschieht die Begrenzung eines Raumes durch Flächen, diese Flächen sind: Boden, Decke und Wände. Da die Augen eher geradeaus gerichtet werden als nach oben oder nach unten, sind die Wände die bedeutsamsten unter ihnen [vgl. Abercrombie, 1992, S. 47f]. Die Raumwirkung kann durch gezielte Anwendung bestimmter Regeln optisch verändert werden. Durch visuelle Illusionen ist es also möglich Raumeindrücke bewusst zu steigern, Räume länger, größer oder kleiner wirken zu lassen.

 

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Auch Proportionen der Objekte im Raum haben eine täuschende Wirkung. Sie können Räume größer oder kleiner erscheinen lassen als sie in der Wirklichkeit sind. Die Farbgestaltung von Räumen hat ebenso eine Bedeutung für die wahrgenommene Größe. Mehrere Untersuchungen zeigen, wie sich ein Raum durch den Einsatz verschiedener
Farben sowie durch die Beleuchtung optisch ändert.

 

Farbwahl und ihre Raumwirkung

Kleine Räume haben eine erdrückende Wirkung und sehr große Räume wirken teilweise befreiend, teilweise droht der Mensch im Raum verloren zu gehen. Es existieren aber Möglichkeiten, um diese Wirkungen abzumildern. Viele Innenarchitekten und Raumgestalter sind der Meinung, dass ein niedriger Raum optisch höher erscheint, wenn die Decke ein oder zwei Töne heller ist, als die Wände. Im Jahre 2010 wurde diese These aber durch eine Studie widerlegt [vgl. Oberfeld-Twistel, 2010]. Die Studie wurde am Psychologischen Institut der Johannes Gutenberg- Universität Mainz durchgeführt. Sie hat den Einfluss der Helligkeit von Decke, Wand und Boden auf die wahrgenommene Höhe von Räumen untersucht. Dafür wurde ein virtueller Raum, mit unterschiedlichen Boden-, Decken- und Wandfarbtönen erstellt, der eine Höhe von sechs Metern und eine Breite von 4,5 Metern hatte.

Es stellte sich heraus, dass die Helligkeit auf die empfundene Raumhöhe keinen Einfluss hat. Entscheidend sind die Wände und die Decke. Eine helle Decke lässt tatsächlich die Innenräume höher erscheinen, aber der Kontrast zwischen Decken und Wänden ist uninteressant. Helle Wände erhöhen ebenfalls die wahrgenommene Raumhöhe. Die Faustregel lautet: „Wenn Ihr Raum höher erscheinen soll, streichen Sie sowohl Decke als auch Wände in einer hellen Farbe. Die Bodenfarbe können Sie frei wählen, da diese keinen Einfluss auf die Raumhöhe hat!“ [Oberfeld-Twistel, 2010].

 

innenarchitektur_raumproportion_farben_wirkung

 

Hohe Decken lassen sich durch dunkle Farben optisch herunterziehen, Wände lassen sich durch helle Farben optisch zurücksetzen. Ferne Wände lassen sich durch grelle Farben optische heranholen. Dunkle Böden vermitteln den Eindruck der Festigkeit [Heuser, 1989, S. 107].

 

 

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