Teil 6 Farbwahl

„Farbe als Empfindung gehört dem Raum an und nicht nur der Fläche, denn erst im Raum gewinnt die Farbe durch das Spiel des Lichtes ihre volle Differenzierung nach Helligkeit und Dunkelheit, zwischen denen sie vermittelt“ [Frieling, 1974, S. 9]. Frieling verdeutlicht mit diesem Satz die Wichtigkeit der Farbe in einem Raum. Farben beeinflussen die Gefühle und Handlungen des Menschen, sie lösen Erinnerungen und Assoziationen aus. Sie erfüllen Räume mit Leben. Jede Farbe hat eine andere Schwingungsfrequenz. Diese Farbschwingung wird nicht nur von den Augen, sondern auch von der Haut aufgenommen. Danach wandelt der Körper sie in Nervenimpulse um und leitet sie zum Gehirn [vgl. Strauhal, 2007, S. 7].

Die ästhetischen und psychologischen Wirkungen müssen bei der Raumgestaltung berücksichtigt werden. Bevor wir uns den Abhängigkeiten zuwenden, ist es sinnvoll, kurz auf die wesentlichen Grundlagen der Farblehre einzugehen. Farben, die sich aus anderen Farben nicht mischen lassen, heißen Primärfarben. Mit Primärfarben können fast alle Farbtöne erzeugt werden. Primärfarben sind Rot, Gelb und Blau, sie werden auch Grundfarben genannt. Werden diese Grundfarben zu gleichen Teilen gemischt, entstehen Sekundärfarben. Aus Gelb und Rot entsteht Orange, Rot und Blau ergeben Violett, Blau und Gelb vermischen sich zu Grün. Werden jeweils eine Sekundärfarbe und eine Primärfarbe gemischt, entstehen Tertiärfarben. Farben, die auf dem Farbkreis gegenüber liegen, bilden die sogenannten Komplementärfarben. Sie bilden feste Paare wie Gelb und Violett, Rot und Grün sowie Blau und Orange.

 

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Ein Raum wird als bunt bezeichnet, wenn eine zufällige Zusammenstellung ohne Gestaltungsabsicht stattfindet. Doch existiert eine aufeinander abgestimmte Farbauswahl, ist der Raum nicht bunt, sondern farbig. Die aufgelisteten Punkte geben Auskunft über optimale Farbauswahl bzw. Farbkombinationen und sollen als Überblick dienen. Im Kapitel Raumproportionen wird die Anwendung der Farben in einem Raum beschrieben [vgl. Heuser, 1989, S. 106]:

 

    • Ein Raum soll nur eine Hauptfarbe haben. Falls zwei Farben vorhanden sind, soll eine davon dominieren

 

    • Ein dunkler und ein ähnlicher heller Ton haben eine harmonische Wirkung. Farben in einem Raum wirken immer harmonisch, wenn sie Gemeinsamkeiten haben

 

    • Grelle oder leuchtende Farben sind nur in kleinen Mengen einzusetzen

 

    • Komplementärfarben sollen nicht oder nicht in ähnlichen Flächenproportionen angewendet werden

 

    • Kontrastierende, leuchtende und anziehende Farben ermöglichen Blickfang. Blickfänge sind nur an wenigen Stellen einzustreuen

 

Nicht jeder Raum kann in gleichen Farben eingerichtet werden, da Farben unterschiedliche Wirkungen, wie beruhigend, entspannend und belebend auf den Menschen haben. Zuerst sollen die Raumfunktion und die in diesem Raum stattfindenden Tätigkeiten festgelegt werden. Ein anderer entscheidender Faktor ist die Proportion des Raumes sowie die Beleuchtung. Räume, die durch das Tageslicht stark beleuchtet werden, sollen eher mit kühleren Farben gestrichen werden, damit der Raum optisch kühler wirkt. Bevor eine räumliche Farbzuordnung stattfindet, werden die verschiedenen Bedeutungen und Wirkungen der Farben aufgezählt:

 

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Die warme Farbe Rot hat eine aktivierende und stimulierende Rolle, sie verleiht Dynamik, versprüht Aktivität und zieht Aufmerksamkeit auf sich. Einerseits ist rot eine lebensfrohe Farbe und andererseits wird sie mit Wut, Blut und Leidenschaft verbunden. Sie ist leidenschaftlich und steht für starken Willen und Entschlossenheit. Im ersten Moment ist Rot anziehend, doch sie verliert ihre Wirkung und kann bei Dauerkontakt beunruhigend wirken und Aggressionen auslösen. Aus diesem Grund soll ein leuchtendes Rot nur äußerst vorsichtig eingesetzt werden. Außerdem ist Rot appetiterregend, es erhöht den Blutdruck, Puls und die Atemfrequenz, da die Farbschwingung sehr stark auf das Blut wirkt, deswegen ist der Einsatz im Schlafzimmer nicht sinnvoll [vgl. magazine.orf.at].

Die Farbe, die uns auf dieser Erde am meisten begegnet, ist Blau. Der Himmel und die Meere sind die schönsten Beispiele dafür, sie symbolisieren Freiheit, Frieden und Ewigkeit. Blau ist eine entspannende, kühlende und beruhigende Farbe. Deshalb eignet sich blau vor allem für Räume, in denen Bewohner Ruhe und Entspannung suchen. Blau besitzt auch schlafunterstützende Eigenschaften und eignet sich optimal für das Schlafzimmer.

Gelb ist das Symbol der Sonne und steht für „Wachheit, Kreativität und einen schnellen Verstand“ [lichtkreis.at]. Die Farbe Gelb wird mit der linken Gehirnhälfte assoziiert, sie steigert die Konzentration, unterstützt die geistige Tätigkeit und aktiviert Denkvorgänge. Am besten eignet sich die Farbe Gelb für das Arbeitszimmer.

Grün ist die dominierende Farbe in der Natur, es hat beruhigende, ausgleichende und harmonisierende Wirkungen. Im Farbkreis befindet sich grün genau zwischen dem kalten blau und dem warmen Gelb. Es symbolisiert Hoffnung, Frieden und Erneuerung und steigert die Produktivität. Grün eignet sich sehr gut für das Arbeits- und Schlafzimmer.
Violett wird mit der rechten Gehirnhälfte assoziiert. Es fördert das seelische Gleichgewicht. Diese Farbe hat genauso wie das Blau eine beruhigende und besänftigende Wirkung. Violett fördert die Kreativität, es wirkt machtvoll, magisch, verhüllt und melancholisch [vgl. magazine.orf.at].

Orange hat eine körperlich belebende und eine geistig anregende Wirkung. Es gilt als Kraftspender und symbolisiert Optimismus und Lebensfreude. Diese Farbe sorgt für Gemütlichkeit und Wärme. Außerdem besitzt Orange genau wie Rot eine appetiterregende Eigenschaft [vgl.lichtkreis.at].

Weiß umfasst alle Farben. Die Farbe symbolisiert Sauberkeit, Unschuld und Wahrheit. Weiß kann in jedem Raum verwendet werden, doch ein Raum mit nur weißen Möbeln und Accessoires wirkt oft zu steril und langweilig [vgl. lichtkreis.at].

Schwarz ist das Gegenteil von Weiß. Es wird oft mit Tod, Trauer, Bösem und Negativität in Verbindung gebracht. In Räumen ist schwarz nur sparsam einzusetzen, da ein in Schwarz gehaltener Raum einen depressiven Eindruck vermittelt.

 

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Die Wirkung der Farbe wird auf verschiedenen Flächen unterschiedlich empfunden. Sie haben auf der Decke eine andere Wirkung als an den Wänden oder auf dem Fußboden.

Wirkung bei warmen und hellen Farben [Heuser, 1989, S. 108]:

  • Von oben: geistig anregend
  • Von unten: anhebend
  • Von der Seite: aktivierend, anregend

Wirkung bei warmen und dunklen Farben:

  • Von oben: deckend, erniedrigend
  • Von unten: griffig, fest
  • Von der Seite: umschließend, verengend

 

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Die Wirkung warmer Farben

 

Wirkung bei kalten und hellen Farben:

  • Von oben: leicht, erhöhend
  • Von unten: glatt, fremd
  • Von der Seite: entfernend

Wirkung bei kalten und dunklen Farben:

  • Von oben: deckend, erniedrigend
  • Von unten: schwer, hinabziehend
  • Von der Seite: traurig, drückend, kalt

 

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Die Wirkung kalter Farben

 

Wie oben beschrieben, werden Farben unterschiedliche Wirkungen zugeordnet. Doch jeder Mensch hat eigene Wunschvorstellungen und kann sich mit bestimmten Farben nicht identifizieren oder er verbindet schlechte Erfahrungen mit einigen Farben. Aus diesem Grund sollen Farben, die dem Bewohner nicht zusagen, nicht eingesetzt werden.

 

 

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